MICHAEL DIEMETZ
Verrückte Klettergeschichten
   Erklärung der Fachbegriffe   
Damit auch Nichtkletterer alles verstehen, habe ich auf meine spezielle Art alle "Fremdwörter" erläutert - hier ein kleiner Auszug:

Abseilacht
Etwa handgroßes Abseilgerät aus Aluminium in Form einer 8, durch die man das Seil hindurchschlingt und dann den Karabiner des Gurtes einklinkt. Deutlich besser als dessen Vorgänger Abseilsieben und Abseilsechs.
Alter Weg
Heisst so, weil die Leute, die ihn in grauer Vorzeit irgendwann einmal als allerersten Weg auf den Gipfel gemacht haben, jetzt schon furchtbar alt sind. Wenn überhaupt.
Aussichern
Aus der Sicherung herausgehen, jemanden aus der Sicherung nehmen, wenn er z.B. den Gipfel erreicht hat. Unverantwortlich, wenn der noch klettert und man nur mal pullern muss. Oder telefonieren.
Baumann
Berühmter deutscher Philologe, Philatelist, Philantrop und Philharmoniker. Hat u.a. den menschlichen Steigbaum erfunden, der deshalb nach ihm benannt wurde. Jedenfalls der Typ, der unten steht und mindestens einen anderen auf seinen Schultern herumtrampeln lassen muss.
Griff
Ding, das der Fels einem zum Festhalten anbietet, von der Größe eines Elefantenohres bis hin zur Größe eines Mückenmundes, wenn die gerade gähnt.
Kante
Das senkrechte Ding, was zwei Wände (z.B die Süd- und die Ostwand) zwischen sich haben, damit sie auch wissen, wo sie selber aufhören und der andere anfängt.
Karabiner
Aluminiumöse mit Klinke, zum Verbinden von allerlei Sicherungszeugs, z.B. Seil und Schlinge oder Seil und Gurt. Entwickelt beim Verschrotten einer Waffe gleichen Namens. Damals.
Klettern
Völlig sinnlose Beschäftigung, wobei sich der Protagonist unheimlich quält, um nach oben zu kommen, um dann bald wieder herunter zu gehen/fallen.
Nadel
Ganz dünnes und meistens nach oben hin noch viel dünner werdendes Fels-Türmchen, dass einem schon deshalb Respekt abzollt, weil es dem letzten Sturm widerstanden hat.
Route
Normalerweise das, was der Weihnachtsmann für die unartigen Kinder bei sich hat. Oder das, womit ein Hund wackelt, wenn er sich freut. Wird hier aber für den Begriff Kletterweg fremdgenutzt.
Sanduhr
Gerät zum Messen von Zeitabschnitten, veraltet. Wenn man sich jetzt aber deren inneres völlig voller Sand vorstellt und das Äußere völlig wegdenkt, dieses dann in einen waagerechten Felseinschnitt stellt und oben sowie unten anklebt, weiß man zwar nicht mehr, wie spät es gerade ist, aber man kann sich prima daran sichern.
Schuppe
Wie an die Wand geklebte Fischschuppe, hinter deren Kanten es sich prima greifen lässt. Den Geruch kann man später wieder abwaschen.
Schraubkarabiner
Aluminiumöse, bei dem die Klinke mittels eines Schraubmechanismus an ungewolltem Öffnen gehindert werden kann. Und: Alte Waffe mit eigentümlich geschraubtem Lauf. Zur Verwirrung des Feindes, weil der nicht weiß, wo man gerade hinzielt. Man selbst aber auch nicht.
Selbstsicherung
Bezeichnet die Schlinge, mit der man sich selbst mitten in der Wand oder auf dem Gipfel festmacht, damit man nicht mehr fremdgesichert werden muss. Wobei letzterer Begriff ja auch Quatsch ist, weil man denjenigen, der einen gesichert hat, ja kennt.
Tal
Das Gegenteil von Berg, liegt bezeichnenderweise immer zwischen zwei oder mehr Bergen faul in der Gegend herum und macht den Weg zum nächsten Felsen hinterrücks länger und schweißtreibender.
Terrasse
Benannt nach der schönen gefliesten Fläche vor Tante Trutchens Gartenlaube. In Ermangelung keramischer Baustoffe ist in der Bergwelt einfach eine gerade, meist erhöht liegende Fläche gemeint.
Unterarme
Die Körperteile, die wegen ununterbochenen Festkrallens gerade bei Anfängern schnell so hart werden, dass man mit Ihnen auch ohne Kenntnis asiatischer Kampftechniken ganze Stapel von Ziegelsteinen zerschlagen kann.
Überfall
Sehr eigenwillige Klettertechnik, bei der man die Füße auf der einen Seite stehen lässt und mit den Händen an eine gegenüberliegende Wand fällt. Absichtlich! Der Begriff wird ansonsten benutzt, wenn Kletterern das Geld ausgegangen ist und sie zur Abänderung dieses Zustandes eine Bank aufsuchen.
Verschneidung
Das Gegenteil von einer Kante. Die hat ihren (etwa) rechten Winkel nach außen, während der bei einer Verschneidung innen liegt. Aber auch, wenn man etwas kürzen will, hat schon drei Mal abgeschnitten und es ist immer noch zu kurz, spricht man von einer Verschneidung.
Vorbau
Im allgemeinen Sprachgebrauch für die vorne am Körper des menschlichen Weibchens angebauten Attribute, wenn diese eine gewisse Größenordnung vorzuweisen haben. Wird hier begrifflich missbraucht für einen Felsen, der unterhalb des eigentlichen Gipfels dessen Fundament zu sein scheint.
Wandflucht
Wird meist für eine sehr lange, sehr hohe und sehr senkrechte zusammenhängende Felswand benutzt, aber auch für das Wegrennen, wenn der Vorsteiger unbedingt durch selbige klettern will.

    →   nach oben

        
folge mir auf Twitter
Besucher
0187630